Serienkritik: Game of Thrones (Staffeln 1 bis 3)

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Spoiler

Jahr: seit 2011
Anzahl ausgestrahlte Episoden: 30 á ~60 Minuten
Anzahl ausgestrahlte Staffeln: 3
Status: laufend
Produzent: David Benioff und D. B. Weiss
Heimsender: HBO

Der Inhalt kurz und knapp:

Auf dem fiktiven Kontinent Westeros ließe es sich im Grunde relativ entspannt leben, gäbe es da nicht zweierlei Umstände – zum einen die Bedrohung der Weißen Wanderer, und zum zweiten einen ziemlich metallischen und unbequemen Thron, der sinnigerweise der Eiserne Thron genannt wird. Erstere sind mystische Wesen, deren physischer Status sich irgendwo zwischen lebendig und tot einordnen lässt. Zweiter ist der Grund für einen Haufen Schlachten eben um jenen Thron und daraus resultierende noch größere Haufen an Toten und Verkrüppelten. Da dies alleine eine wenig mitreißende Storyline wäre, werden diese Schlachten mit zahlreichen Bündnissen, Bündnisbrüchen und blutigem Verrat garniert. Als wären Konflikte auf dem Kontinent von Westeros nicht schon genug, versucht ein altes Adelsgeschlecht erneut Fuß zu fassen und baut eine Streitmacht im Nachbarkontinent Essos auf, womit die Anzahl der Thronwilligen in keinem Verhältnis zur Thronanzahl steht. Doch eigentlich dreht sich alles um die simple Feststellung „Winter is coming!“ und den Verdacht, dass in diesem Winter ungebetene Gäste vor der Haustür erscheinen werden.

Die Meinung:

Elfen, Orks und Zauberer – wer dieses klassische Sturmdreieck der Fantasy bei „Game of Thrones“ erwartet, wird (fast) enttäuscht sein. Die Serie, die auf der Buchreihe „A Song of Ice and Fire“ von George R. R. Martin basiert, läuft zwar unter dem Label Fantasy, bietet aber getreu dem Titel vor allem Politik, Machtspielchen und fiese Intrigen in einer mittelalterlichen Welt. Klingt zunächst erst einmal alles nur mäßig spannend, doch erzielt die Serie mit jeder ausgestrahlten Episode neue Zuschauerrekorde. Woran liegt’s?

Mich persönlich begeistert an Fantasy (oder bei der sehr artverwandten Science-Fiction) das Schaffen eines neuen, kompletten und vor allem konsistenten Universums. Völker, Geschichte, Mythen, Sprachen und vieles, vieles mehr, womit der Zuschauer oder Leser in eine gänzlich andere Welt abtauchen kann. Eben diese Eigenschaft erfüllt für mich „Game of Thrones“ in Perfektion. Die Macher, vorneweg natürlich der Autor der Buchreihe und auch Mitproduzent der Serie George R. R. Martin, erzeugen eine höchst authentisch wirkende Welt. Gespickt wird diese mit komplexen politischen Strukturen und einer ganzen Heerschar an Figuren, die wiederrum durch ihre persönliche Geschichte enormen Tiefgang erzeugen.

Wer „Game of Thrones“ mit der Hoffnung konsumiert epische Schlachten und allerlei CGI-Geplänkel zu erleben wird enttäuscht sein. Der Plot rankt sich, wie der Titel bereits suggeriert, um den politischen Kampf auf dem Kontinent Westeros. Das macht dann „Game of Thrones“ auch äußerst konsequent und präsentiert aus teils endlosen Perspektiven die Verknüpfungen zwischen den noch endloseren Interessensgruppen. Wem dies zu wenig Fantasy und zu viel Politik ist, der wird schnell abspringen, mich persönlich begeistert diese Art der Geschichte mit den allerlei Verstrickungen jedoch sehr. In diesem Zusammenhang gefallen mir vor allem die dargestellten Charaktere, die bei mir sofort eine Ablehnung und Zuspruch finden, jedoch nie plattitüdenhaft daherkommen. So gibt es den sympathischen König des Nordens, dem man es nur gönnt den Sieg davonzutragen, den widerlichen und arroganten (Gesamt-)König, der selbst überhaupt keinen Verdienst an seiner Inthronisierung hatte, oder den intriganten und kleinwüchsigen Königsonkel, der trotz aller Fehler dennoch ein absolut elementarer Bestandteil dieser Serie ist. Der gesamte Cast ist absolut passend gewählt und bietet kaum Luft nach oben.

Universum toll, Geschichte toll, Cast und Charaktere toll… gibt es denn keine Macken? Was der Serie, besonders mit der dritten Staffel, schwer auf den Schultern lastet, ist paradoxerweise eben genau diese äußerst umfangreiche Geschichte und das komplexe Universum. HBO spendierte der Serie bisher lediglich 10 Episoden je Staffel. In der ersten Staffel fiel dieser Umstand noch eher unwesentlich ins Gewicht, da sich die Geschichte hier im Wesentlichen mit der Königsfamilie Stark beschäftigt und deren Position innerhalb des Universums sehr mitreißend erzählt. Jedoch spätestens mit der diesjährigen, dritten Staffel, zerfällt die Geschichte innerhalb von „Game of Thrones“ in einen wahren Wust an einzelnen Handlungssträngen. Alle interessant, ohne Frage, jedoch so viele, dass nicht mehr sämtliche in einer Folge behandelt werden können – und das bei einer Staffellänge von 10 Folgen! Dem zu folgen ist nicht nur schwer, sondern somit auch ziemlich mühsam, da es an vielen Fronten teils nur sehr zäh vorrangeht.

Somit kann ich nur abschließend die Serie in den höchsten Tönen loben, muss jedoch den Daumen für die dritte Staffel etwas zur Seite kippen. Wer Spaß an einer mittelalterlichen, komplexen Story hat soll zugreifen und schauen, ob er im Zweifel mit einem Weniger, als denn Mehr an Fantasy zurechtkommt. Ich hoffe die Autoren schaffen es die Story in der vierten Staffel wieder etwas geradliniger und weniger verschnörkelt zu gestalten und eine Flurbereinigung an Handlungssträngen durchzuboxen. Ich werde jedenfalls wieder dabei sein!

Das Fazit (dieses Mal etwas länger):

Mit „Game of Thrones“ versendet HBO momentan sicherlich eine der am aufwändigsten produzierten Serien aller Zeiten. Die Settings, Kostüme, Masken… alles wirkt äußerst wertig und muss den Vergleich mit filmischen Genrevertretern keinesfalls scheuen. Die Geschichte aus dem Hause Martin ist opulent und umfassend ausgearbeitet und bietet mit jeder Folge einen noch tieferen Einblick in die komplexen Machtstrukturen von Westeros. Hier stößt das Format Serie jedoch an seine Grenzen, vor allem durch die enorme Komprimierung von dicken Wälzern auf lediglich 10 Folgen je Staffel. Besonders die dritte Staffel hat mehr und mehr Probleme dem Zuschauer die zahlreichen Handlungsstränge noch adäquat zu präsentieren – ein Problem das sich tendenziell wohl leider noch verstärken wird (mal als mutige Prognose von mir). Deswegen gibt es nur den Daumen auf der halb eins Stellung – womit ich jedoch jedem Interessierten den Konsum nur nahelegen kann.

Wertung:

Staffel 1 + 2
Daumen oben

Staffel 3
Daumen schräg oben

 

Trailer (Staffel 1):

5 Gedanken zu “Serienkritik: Game of Thrones (Staffeln 1 bis 3)

  1. Ich habe erst die erste Staffel gesehen, doch die Bücher bis Band 4 (mit dem bin ich fast durch) gelesen. Somit kann ich schon einmal sagen, dass die sich die Handlung noch mehr zerfasern wird. Staffel 2 steht schon parat, nur müsste ich einmal Zeit für eine Sichtung finden – zumal ich auch die erste zuvor noch einmal sehen möchte.

    1. Oje.^^ Da bin ich ja mal gespannt… Die dritte Staffel war an machen Punkten schon wirklich grenzwertig, wenn manche Handlungsstränge nur jede zweite Episode behandelt werden und dort dann auch nur wenig Screentime haben. Vielleicht fällt den Produzenten aber auch noch ein guter Kniff ein… gute Cliffhanger zur vierten Staffel gab es allerdings.

      1. Im gesamten vierten Buch ist es sogar so, dass die Hälfte der Handlungsstränge gar nicht behandelt wird, so fehlen z.B. John Snow, Tyrion und Daenerys komplett! Dafür werden dutzende neue Charaktere eingeführt – das ist hart, sag ich dir…

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